Erwachen in St. Petersburg!

Es ist 06:00 Uhr bzw. bereits 08:00 Uhr Ortszeit.
Nach dem Frühstück machen wir uns heute ohne Fronti auf, die Stadt zu erkunden.

Palastplatz

Platz vor dem Winterpalast

Damit er uns den heutigen Ruhetag nicht übel nimmt, geht Stephan in der Garage vorbei (was immer etwas Aufwand bedeutet, weil dazu eigens ein Hotelangestellter den Aufzug aktivieren muss – immerhin geht der heute Diensthabende nicht mit in die Garage und trippelt herum, bis alles gefunden ist) und verteilt ein paar Streicheleinheiten. Morgen geht es ja bereits weiter.

Wir machen die klassische Stadtrundfahrt mit dem „Roten Doppeldeckerbus“, die СИТИ ТУР (= City Tour). Sie startet auf dem Nevsy Prospekt, der großen Haupt- und Einkaufsstraße. Witzigerweise war diese Straße (Achtung!) ursprünglich „eine Schneise durch den Wald“, wie uns die Stimme aus den Ohrstöpseln glaubhaft versichert. Uns überrascht das wahrlich nicht. Sie erzählt außerdem von Alexander Puschkin, „der Sonne der russischen Dichtkunst“ und von weiblichen Spioninnen aus der Zarenzeit, die ausspionierten, aus welchem Stoff die Kleider der Damen der Gesellschaft genäht waren – damit die Gastgeber mancher Einladungen vor der „Party“ noch schnell ihre Möbel mit demselben Stoff beziehen konnten … verständlicherweise fühlt sich eine Dame eher düpiert, wenn sie ihr exklusives Kleid als Bezug auf der Einrichtung wiederfindet.

Burg Peter und Paul

Burg Peter und Paul

St. Petersburg hat einen ganz eigenen Charme: Viele mondäne Gebäude einer vergangenen Epoche – aber seitdem ist auch nicht mehr viel passiert. Und wir mögen uns gar nicht vorstellen, wie es im riesigen Winterpalais mit seinen 1100 Räumen zugegangen sein muss, wenn neben dem Zar noch sein Gefolge und die ganzen Höflinge den Palast bevölkerten, in dem es damals sicherlich kein fließend Wasser und keine Toiletten gab.

Die Straßen sind seit jeher sehr breit. Die Neva und die Kanäle sorgen für einen besonderen Flair. Allerdings überlagert der irrsinnige Verkehr und der mit ihm einhergehende Lärm dieses Flair. Und es strengt uns – nachdem wir tagelang nur Bäume gesehen haben – ziemlich an, dass wir uns durch richtige Menschenmengen schieben.

Wir gehen schließlich eine relativ weite Strecke zu Fuß zurück (wobei Bernd abschließend doch noch die Frage klärt, wie und wo wir gestern in die Stadt gekommen sind) – und natürlich trifft uns gerade dann der tägliche Regenguss, wie auch nicht!? Den täglichen Sonnenstrahl sehen wir aber immerhin auch, als wir wieder im Trockenen sind.

 

In der Stadt fiel uns wieder das große soziale Gefälle auf. Viele offenkundig arme Menschen (die etwa durch Verteilen von Handzetteln etwas Geld verdienen). Und genügend andere, die ungeniert ihren Reichtum zeigen. Die Gesichter sind auch hier verschlossen, aber Bernd liest nach, dass es zur hiesigen Kultur gehört, im öffentlichen Bereich nichts von sich zu zeigen; anscheinend ist es im Privaten dann ganz anders.

Zu denken gab uns auch, dass wir gestern Abend in unserem Zimmer drei Dinge vorgefunden haben: Eine Speisekarte des Restaurants im Haus, daneben „where“, eine Zeitschrift, in der wir nachlesen können, was im Juni in der Stadt geboten ist – und ein Flyer, der darüber aufklärt, dass Sex mit Minderjährigen ein Verbrechen ist. Die Art von „Tourismus“ ist ganz offensichtlich ein Thema hier.

 

Ehe wir morgen weiterfahren, sollten wir noch die finnischen Pastillen „loswerden“. Da dran zu gehen kostet uns ziemliche Überwindung, darum haben wir es bis jetzt vor uns her geschoben. Aber wenn wir nachher noch die Tagesaufgabe lösen, müssen wir uns wohl auch dem stellen.

Double?

Ist das Angelina J.?

Der „Task of the Day“ ist in einer russischen Bar vom Barkeeper eine geheime Botschaft abzuholen. Die Bar haben wir bereits gestern gefunden, daher heben wir uns die Erfüllung der Aufgabe für die Nacht auf.

 

Im Blick auf die 10 generellen Foto-Challenges haben wir heute 2 Fortschritte gemacht. Zum einen wurde ein Artikel über uns im GEA veröffentlicht, was uns 40 Punkte bringt. Zum anderen konnten wir hier ein Foto von einer einigermaßen schönen Unbekannten machen, welche einer berühmten Person ähnlich sieht. Wenn wir noch den Namen der berühmten Person haben, erhalten wir weitere 20 Punkte. Mal sehen, ob uns noch ein passender Name einfällt. Schließlich einigen wir uns darauf, dass sie ein „look a like“ von Angelina Jolie sein „muss“ und machen auch an den Punkt einen Haken.

 

Im Blick auf die restlichen Tage und deren Etappen studieren wir die Karten. Wollen wir noch nach Kaliningrad – und damit noch einmal nach Russland einreisen? Passen uns die im Roadbook angegebenen Etappenziele? Wo können wir samstags noch alle unsere Beweis-Fotos ausdrucken und einkleben – am letzten Tag geht das ja nicht und das Roadbook muss auf der Ziellinie abgegeben werden …

Gefühlsmäßig biegen wir auf die Zielgerade ein, merken aber auch, das die noch relativ lang ist. Darum ist es gut, dass wir morgen wieder den alten Bob Seeger-Song wahr machen: „On the road again …“.