Mittwoch 18.06.2014

 

Der Tag beginnt gemächlich. Wäre gutes Wetter, könnten wir heute von Norwegens Fjorden schöne Fotos machen. Allein: Es ist nicht wirklich gutes Wetter. Es ist bewölkt und „schauert“ immer wieder ordentlich.
Immerhin sind wir aufgewärmt und gehen den Tag darum gelassen an.

Um auch das noch festzuhalten: Gestern haben wir den „Polar Circle“ überquert und bewegen uns seitdem nördlich des Polarkreises und stellen fest, dass es hier völlig tageszeitenunabhängig immer gleichbleibend hell ist.

Die neuen Schuhe

Die neuen Schuhe

Nach einem ordentlichen Frühstück machen wir uns auf in die Stadt, Uli hat uns ja bereits darauf hingewiesen, dass im „Storsenter“ alles verfügbar ist, was wir brauchen. Auf der Einkaufsliste stehen: Brot und Steaks – und natürlich Unterwäsche, die uns „winterfest“ macht.
Stephan denkt außerdem darüber nach, sein Schuhsortiment zu ergänzen, weil seine Joggingschuhe weder den Temperaturen noch der Nässe standhalten und er seine Stiefel kurz vor dem Start bei 33 Grad doch noch aus dem Auto geräumt hatte.     

Im „Rimi“ stehen wir eher ratlos  vor der Kühltheke.  Da wir der norwegischen Sprache nicht mächtig sind, ist es kaum möglich herauszufinden, wie die Fleischstücke im Lebendzustand einmal ausgesehen haben mögen. Also entscheiden wir uns für eine Packung mit zwei Stücken, deren Etikett von einem feschen Rind geziert wird. Die Skizze lässt vermuten, dass es sich um ein Stück aus der Hüfte handelt. Echte norwegische Elche gibt es nicht – wie überhaupt Elche ziemlich Mangelware sind. Die einzigen, die wir gesehen haben, waren auf den bekannten Warnschildern abgebildet. Unser Verdacht geht dahin, dass die Schilder nur wegen der Touristen da stehen – um zu suggerieren, dass es tatsächlich welche gibt …

Dann kaufen wir Brot. Die Verkäuferin kann ihrer Erheiterung nur mit Mühe Einhalt gebieten, als Stephan den Namen des gewünschten Brotes radebricht. 

 

Bei „G Sports“ erwartet uns – Ulis Ankündigung zum Trotz – nicht etwa Svenja mit den bereit gelegten langen Feinrippunterhosen (@Uli: Dass du die unserem Alter angemessen findest, ist natürlich bodenlos. Warte, bis wir wieder heimkommen …!), aber wir finden in einer „Krabbelkiste“ die gesuchte winterfeste Unterwäsche. Und Stephan kauft sich dort außerdem warme und trockene Füße, indem er sich mit schicker „Outdoorbereifung“ ausstattet. Das hebt die Stimmung und so starten wir gelassen in Richtung Lofoten.

Wie schon erwähnt: Jeder „Boxenstop“ dauert mindestens 15 Minuten: Der Tankstutzen unseres „Fronti“ ist eine Art Zen-Meister, der uns Gelassenheit  lehren will, denn er ist dem Druck der hiesigen Zapfsäulen nicht gewachsen. Wenn wir die Zapfpistole ganz in den Tankstutzen stecken und einmal den Hebel durchdrücken, schwappt direkt wieder ein Schwall nach draußen … und so üben wir uns beim Tanken in Geduld und füllen nach und nach Literchen für Literchen langsam ein, denn wenn der Sprit nach oben schäumt, schaltet der Automatismus direkt wieder ab. Insofern ist jedes Tanken eine zähe Angelegenheit.

Immer gleichbleibend hell und grau

Immer gleichbleibend hell und grau

Unterwegs sehen wir zwei andere Teams, die sich ungeachtet eines ordentlichen Regengusses an einem Mahnmal aus dem Fahrzeug schwingen, das an eine Schlacht im Jahr 1940 erinnert. Wir begnügen uns mit dem Vorsatz, bei Gelegenheit – spätestens zuhause – den Teil der Geschichte noch einmal nachzulesen, der sich hier in Narvik unter „Beteiligung“ der deutschen Wehrmacht (soweit reichen unsere Kenntnisse immerhin auch so) vor 74 Jahren abgespielt hat.

Da wir Zeit haben, kurven wir einen Umweg über die Lofoten, damit wir morgen nicht einfach denselben Weg zurück fahren.

So sehen wir noch andere Ecken dieser Ecke der Welt – aber auch sie sind wolkenverhangen, wenn nicht vom Regen „vernebelt“. Und wir merken einmal mehr: Nicht überall sind die Straßen durchgehend. Immer wieder einmal ersetzt die Fähre eine Brücke … schade, wenn dann die Fähre grade vor der Nase weg fährt (weil Uli uns nicht rechtzeitig darauf aufmerksam gemacht hat!), denn jetzt haben wir zusätzlich eine Stunde Wartezeit.

Zeit, den Blog zu schreiben, zu telefonieren und das Roadbook zu meditieren. Denn: „it’s a long way to go“.

 

Das Wetter ist heute wechselhaft geblieben. Und leider sehen wir die Lofoten so nicht im Sonnenschein – was sicherlich noch viel schöner wäre. Denn auch so ahnen wir, dass die Landschaft atemberaubend schön sein kann, wenn sie ordentlich ausgeleuchtet ist.

Später erwartet uns auf Gimsoya die Tagesaufgabe. Sie besteht darin, den Ort „Hov“ zu finden, an dem sich die Teams treffen, um gemeinsam den Abend zu verbringen. Mal schauen, ob wir „uHus“ überhaupt als „Feierbiester“ taugen … oder doch lieber einen etwas ruhigeren Ort zum Schlafen brauchen.

In Hov auf Gimsoya treffen sich die Teams zur ersten gemeinsamen Party. Nach und nach füllt sich der Platz hinter einem malerischen Sandstrand.
Die „Be(er) Aware“ Challenge wird überprüft und von uns bestanden.

Ein Zelt steht, aus dem heraus der Platz mit Musik beschallt wird. Die Holzhaufen für ein amtliches Mittsommernachtsfeuer sind aufgeschichtet. Nur das ab 17 Uhr versprochene Grillfeuer existiert noch nicht einmal in Ansätzen. Wo sollen wir hin mit unseren Steaks?

Langsam treffen andere Teilnehmer ein

Langsam treffen andere Teilnehmer ein

Wagenburgen werden gebildet und der Himmel klart langsam auf – es besteht Hoffnung darauf, dass der Regen doch noch aufhört … Wir parken dann aber noch einmal um, damit wir hinten eine Plan aufspannen können – falls die Wetterprognose von Sebastian und Dan Kaerger, den Veranstaltern, nicht eintrifft. Wir werden sehen.

Auf jeden Fall haben wir den westlichsten Punkt unserer Fahrt gut erreicht und bleiben hier, ehe es morgen weiter geht.

Sandstrand bei Hov

Sandstrand bei Hov

Immerhin ein Bier, wenn auch noch kein saftiges Rindersteak

Immerhin ein Bier, wenn auch noch kein saftiges Rindersteak